Miss Daisy hatte ich 2014 bereits zweimal während einer Rallye leicht ramponiert. Somit nahm ich die Anfrage als Beifahrer bei der Sahara el Chott Rallye gerne an. Obwohl das Fahrzeug ein Toyota HDJ80 war. Nach einer ersten Sichtung der Strecken wurde mir klar, die El Chott ist ein anderes Kalibier als die Tuareg Rallye. Naja, der Toyota wird dies schon aushalten!
Anfahrt: Die Teilnehmer und Organisation traffen ist zur technischen Abnahme in Voghera/IT und die GPS Geräte wurden eingebaut. Die GPS Geräte zeigen in Notfällen die Position der Fahrzeuges an. Fähre von Genua nach Tunis und Transfer 235km Transfer nach Mahdia ins Hotel.
Tag 1: Nach einer Transferstrecke von 250km wurde innerhalb eines 12km Prologue die Startreihe festgelegt. Die ersten 12km als Beifahrer zeigten, der Job ist gar nich so einfach. Ev war ich doch immer etwas vorlaut gegenüber meinem Beifahrer. Von El Hamma führte die erste Etappe über 205km nach Ksar Ghilane. Harald (der Pilot) meinte noch vor dem Start - was er wirklich hasst ist Reifenwechseln. Nach 20km in der Wertung war die erste Felge durch einen Stein auch schon zerschliessen. Und wie es so ist, passte die Nuss des Radwechselschlüssel nicht auf die Radschraube. Schlussendlich mussten wir den Reifen mit einer kleinen Ràtsche tauschen - hat geklappt und der Besen-LKW hat nett auf uns gewartet. Wir erreichten das Ziel noch in der Vorgabezeit, waren auch ganz gut unterwegs. Bis die Nacht kam und wir uns kurz vor Ksar Ghilane zweimal ziemlich heftig im Dunkeln festfuhren. Naja, nach zwei Bier war auch dieser erste kleine Frust wieder gelöscht.
Tag 2: 285km Wertung und ca 40km Dünen. Was sind schon 40km Dünen. Mhh, können heftig sein, wenn man sich ca 15x eingräbt und bei 40°C Hitze. Beim xten Mal Toyota freischaufeln fing ich etwas über den Fahrstill meines Piloten an vor mir her zu fluchen. Mein Fahrer streckte plötzlich seinen Kopf hinter dem Auto hervor - ich hör dich, die Gegensprechanlage ist noch an. Irgendwie schafften wir es aus den Dünen und mussten wegen abgelaufener Zeit nach CP2 aufhören - wie die meisten Autos. Der Sand war wirklich weich. Nach einem kleinen klärenden Gespräch, dass meiner Meinung etwas mehr Gas in den Dünen zu wenige Schauffelarbeit führe, wurde wieder Bier getrunken.
Tag 3: In 224km Wertung ab nach El Borma. Die ersten Kilometer durch die Dünen verliefen komplett schaufelfrei - unser Gespräch hat gefruchtet. Mehr Gas und der 4.2L Turbo Dieselmotor wühlt sich mit dem enormen Drehmoment überall durch. Die letzten 150km folgen wir über die Piste nach El Borma.
Tag 4: Kampf in den Dünen. Von El Borma aus ging es Richtung Norden. Ja, auch in Tunesien gibt es grosse Dünen, mit viel weichem Sand. Aber irgendwie haben wir die ersten 80km durch die Dünen (geplant war eine Strecke von 150 Wertungskilometer) bis Dämmerung gemeistert. Von 6 Autoteams schafften 3 die ersten 80km. 2 Teams übernachteten in den Dünen und ein Team kehrte um. Ich glaube wir haben uns nach diesen 80km bei den anderen Teams Respekt erarbeitet.
Tag 5: Rasende 376km Wertung nach Douz. Am Schluss fehlten uns 5min, um noch vor Ablauf des Zeitfenster im Kamelstation in Douz einzufahren. Wegen den vielen Kamelhügel, musste ich wohl 1x zu oft pinkeln.
Tag 6: Ruhetag im Hotel Touareg in Douz, wieder etwas Bier trinken.
Tag 7: Ging es über kleinere Umwege mit 308 Wertungskilometer wieder nach Ksar Ghilane. Die Dünen und die schnellen Pisten gingen langsam richtig gut - der Toyota ist gar nicht so schlecht und der 4.2L Turbodiesel würde sich hervorragend im Defender machen. Das Drehmoment ist der Wahnsinn.
Tag 8: Wieder Dünen und ein Knacken. Nein, bei einem Toyota kann keine Steckachse brechen, sowas passiert nur bei Landys! Etwas unglücklich in einer Düne hängen, stark einlenken und hinten und vorne Sperre drin - knack. So ein Steckachsenbruch (vorne) kann man nicht überhören. Ich meinte noch zum Fahrer, dass die Steckachse hin sei. Aber nicht doch bei einem Toyota. Somit weiter durch die Dünen, aber irgendwie mochte der Toyota nicht mehr so locker durch die Dünen steigen, auch mehr Gas brachte nichts. Erkenntnis, mitten in den Dünen gestrandet. Bergungssignal ausgelöst und danach kam eine Fahrt auf der Ladefläche eines LKWs, welche seinersgleichen in Achterbahnen sucht. Naja, den Kippwinkel des LKWs mit den ca 2.8 Tonne Toyota drauf, haben wir sicherlich ausgeschöpft. Nach 4h Heimtransport, endlich Bier in Ksar Ghilane und die Ernüchterung, die Stackache ist wirklich hin. Und da beim Toyota so was nicht kaputt geht, kein Ersatz.
Tag 9: Wir verbrachten den Tag beim Relaxen in der Oase und unser Serviceteam organisierte in Douz die Ersatzteile. Schade, die anderen Teams schwärmten von den schnellen 235km durch die Steppe.
Tag 10: In 185km ging es zuerst durch Dünen und danach durch die schnelle Steppe nach Kebili und der Toyota zeigte uns, dass er wieder funktionierte - Platz 3 in der Gesamtwertung! Vor uns nur der Rebel von Bernd Jäger und ein Polaris.
Tag 11: In den letzten 98 Wertungskilometer ging es nochmals über Stock und Stein ins Ziel. In der Gesamtwertung belegten wir Platz 2 in der Car Modified Klasse. Für einen Land Rover Beifahrer in einem Toyota und seinen Piloten eine super Leistung.
Fazit - die El Chott Rallye verlang von einem wirklich alles ab und wer Sand mag, bekommt Sand zu sehen. Die 10 Wertungstage zeihen sich, aber am Schluss kann man wirklich Stolz auf seine Leistung sein. Irgendwann sicher mal wieder!